Für gewöhnlich bin ich ein recht freundlicher Mensch…

Trete meinem Gegenüber mit Respekt entgegen und habe in meiner Kinderstube auch ein wenig Anstand gelernt. Bitte und Danke sage ich, so behaupten böse Zungen, sogar viel zu häufig. In folgender Situation muss mich allerdings Will Smith geblitzdingst haben. Also wie bei Men in Black. Wenn er irgendwem diesen kleinen Stab vor die Augen hält, ein Lichtblitz kommt und alle Erinnerungen einfach weg sind. So war es auch bei mir. Nur ohne Lichtblitz. Und auch leider ohne Will Smith.
Eigentlich war es ein stinknormaler Wochentag. Morgens machte ich mich mit der Kleinen auf zum Einkaufen. Schon auf dem Weg dorthin schlief sie ein. Also: Sechser im Lotto. Während ich auf den Parkplatz des Supermarktes fuhr, stellte ich mir schon vor, wie ich in aller Ruhe durch die Gänge schleiche und welche Süßigkeit ich mir wohl heute zur Belohnung für das Einkaufen gönnen würde. Spätestens in ein paar Jahren muss ich die schließlich mit meiner Tochter teilen. Und dazu war ich noch nicht bereit. Also lebte ich auf jeder Rückfahrt nach Hause den letzten Funken meines Mama-Egoismus aus, während meine kleine Tochter in ihrer Babyschale auf dem Rücksitz brabbelte. Wenn Du wüsstest, was Dir hier vorne entgeht, dachte ich jedes Mal und grinste in mich hinein.

Dankbar bin ich beim Einkaufen übrigens den Erfindern der Eltern-Kind-Parkplätze.

Mit ihrer Extra-Breite kann man Kind samt Babyschale problemlos aus dem Auto heben, ohne das nebenstehende Fahrzeug mit Kratzern zu versehen. Auch für größere Kids beim Ein- und Aussteigen echt praktisch. Ganz nebenbei sind die Parkplätze auch näher an den Einkaufswagen und somit auch am Eingang. Klasse Erfindung also. Schlicht und einfach eine wirkliche Parkerleichterung. Dreist finde ich es demnach, als Person ohne Kind im Gepäck einen Eltern-Kind-Parkplatz zu blockieren. Weil man zu faul zum Laufen ist. Weil man sich nicht um die Mühen der Anderen schert. Oder weil man einfach das Schild gekonnt „übersieht“. So auch in meinem Fall. Alle drei ausgewiesenen Parkplätze waren besetzt, mistekacke. Also quetschte ich mein Auto zwischen zwei andere Wagen und fluchte innerlich beim Ausladen meiner Tochter. Als ich dann mit einer Tüte voller Leergut in der einen, und der Babyschale in der anderen Hand an den belegten Eltern-Kind-Parkplätzen vorbeiging, sah ich ihn. Dunkel, feine Linien, wohl geformt und sehr gepflegt – einen Sportwagen. Einen Zweisitzer. Ein Cabrio. Na da fährt bestimmt kein Kind mit, dachte ich mir direkt. Und wieder einmal irgendjemand, der den Sinn und Zweck von den ausgewiesenen Parkplätzen nicht in sein Hirn reinkriegt. Eigentlich mag ich das Motto „Leben und leben lassen“, aber in dem Fall…

Kopfschüttelnd ging ich weiter und vergaß erst am Süßigkeiten-Regal stehend meinen kleinen Ärger.

Und auch da schauen mich manche Menschen an, als würde ich mein Baby den ganzen Tag mit Süßigkeiten vollstopfen. Nur weil ich Kokoskekse, Bonbons, Schokoriegel und Haselnuss-Stangen in meinen Armen stapele. Naja gut, vielleicht habe ich dabei einen ähnlichen irren Blick wie Gollum, wenn er seinen Ring betrachtet. Mein Schaaaaaatz… Aber Stillen ist nun mal anstrengend. Ich kann mich ja nicht nur gesund ernähren. Manchmal muss ich mir etwas gönnen. Ganz wichtig.

An der Kasse stehend brauchte ich schließlich das ganze Band für Lebensmittel & Co.

Hinter uns stand eine Frau mit engem Leder-Outfit. Und ja. Sie starrte in die Babyschale. Penetrant. Distanzlose Menschen, die einfach Kinder anfassen. Mich schüttelte es. Beschützerinstinkt – klingkling – eingeschaltet. Ich bat der Frau an, vor uns zu gehen. Bloß weg mit ihr, dachte ich. Sie bedankte sich lächelnd und tat es dann einfach. Sie streckte ihre Hand aus. Und wollte meine Tochter anfassen. Halt – nicht anfassen!, rief ich laut. Die Frau erschrak, wie auch ich vor mir selbst und drückte sich dann wortlos an mir vorbei. Blöde Kuh, dachte ich. Ich fass‘ Dir doch auch nicht einfach so ins Gesicht. Ist doch kein Massageball, an dem man rumkneten kann. Mit grimmigem Blick schaute ich sie weiter an. Und während ich mir überlegte, welchen Spruch ich der Mit-Sechzigerin gleich auf den Weg geben würde, verschwand sie mit ihrer engen Lederhose und den hohen Schuhen klackernd Richtung Ausgang. Mist, so einen Hintern will ich mit 60 auch noch haben. Also doch nur noch jeden zweiten Tag eine Süßigkeit naschen. Der Tag würde kommen, wir wussten es doch alle.

Dann aber sah ich sie wieder, als ich über den Parkplatz ging.

Denn ratet, zu wem der schwarze Sportwagen gehörte? Richtig, der Grabsch-Lady alias Catwoman. Sie lehnte an ihrem Wagen und zog genüsslich an einem Zigarillo. Jetzt ist sie dran, dachte ich mir. Ich holte gerade tief Luft und wollte loslegen, da kam sie mir zuvor. Eine rothaarige Frau, an jeder Hand ein Kleinkind haltend, wies Catwoman gerade mal so richtig zurecht. Yeah, dachte ich mir. Wie cool ist die denn. Sie fand die perfekten Worte und war verdammt schlagfertig. Aus Catwoman wurde ziemlich schnell ein schnurrendes Kätzchen. Sie öffnete die Fahrertür, setzte sich schwungvoll auf den Sitz und schlug die Tür zu. Ziemlich angepisst sah sie dabei aus. Ich war baff. Und während ich anschließend da so im Auto saß, sagte ich mir, dass ich beim nächsten Mal auch so einen coolen Aufritt wie Supermom hinlegen wollte. Aber das nächste Mal war wahrscheinlich erst in ein paar Wochen. Und die Zeit mit meinem Schokoriegel war jetzt. Der schmeckte übrigens heute besonders gut.

Die Person hinter den Geschichten? -> Wer steckt dahinter?

Und, welche Schauspielerin hat für Euch Catwoman am besten gespielt? https://www.welt.de/kultur/gallery12258921/Catwoman-und-ihre-sexy-Darstellerinnen.html