Es ist 4.34 Uhr.

Nein, nicht das Baby schreit. Der Hund kotzt. Und die Hundebesitzer unter euch wissen: Nichts macht einen so schnell wach, wie das Geräusch eines würgenden Hundes. Also, Treppe runter, Bestandsaufnahme. Ergebnis: Ein Gewölle aus Holzresten und noch immer frischem Gras liegt aufreizend trapiert mitten im Flur. Daneben ein wedelnder Junghund. Mit eigentlich fast stolzem Blick macht er den Eindruck, als wolle er für sein Kunstwerk gelobt werden. Reinigungsmittel raus, wegwischen unter leichtem Würgen, ab zurück ins Bett.

Es ist 5.14 Uhr.

Nein, nicht das Baby schreit. Hund Nummer 2, animiert vom vorher kotzenden Junghund, fiepst und möchte pinkeln. Also, wieder Treppe runter, Tür auf, Hund raus. Okay, war doch nicht so dringend. Denn der zur Frühschicht aufbrechende Nachbar muss erst mal ordentlich verbellt werden. Im Sinne der Erhaltung des Nachbarschaft-Friedens versuche ich mit flüsternden Zischgeräuschen den Hund zu beruhigen. Sie kommt anschließend schwanzwedelnd angelaufen, möchte für ihre Heldentat gelobt werden. Toll, super, ai ai. Pinkeln Fehlanzeige. Hund rein, Tür wieder zu, ab zurück ins Bett.

Es ist 6.03 Uhr.

Nein, nicht die Hunde. Das Baby. Es brabbelt, gluckst und begrüßt den Tag. Diese fällt kurz aus und wird schlagartig abgelöst von einem Hunger-Schreien. Also jetzt schnell Windel wechseln, auf den Schaukelstuhl mit uns und Stillen. Klappt alles top, wenigstens etwas am Morgen. Gutes Kind. Tapp, Tapp, Tapp. Junghund schleicht die Treppe hoch, stößt das nur angelehnte Gitter zum Kinderzimmer auf. Schon in dem Moment denke ich mir: Stimmt, Du schlaue Mutti. Die sind ja auch nur zum Anlehnen gemacht. Klasse. Also versuche ich dem Hund irgendwie zu signalisieren, jetzt keinen Aufriss zu starten sondern ruhig zu sein. Ich wollte das Baby nach dem Stillen ja noch mal hinlegen. Denkste! Denn da sah ich sie. Die gebrauchte Nachtwindel. Auf dem Boden. Und er sah sie auch. Und roch sie. Mit dem Instinkt eines Wolfes erspähte er seine Beute, nahm sie an sich und flüchte aus dem Zimmer. Ich im Stillmodus hatte keine Chance. Er wird die Windel bestimmt gleich fallen lassen. Dachte ich.

Es ist 6.32 Uhr.

Ein gähnender Mann schleicht durch den Flur. Obwohl seine Frisur heute Morgen der von Albert Einstein gleicht und er den grazilen Gang von Jack Sparrow am Deck der Black Pearl perfekt imitiert, sieht er einfach verdammt sexy aus. Er wirft mir eine kussähnliche Bewegung ins Kinderzimmer zu und signalisiert mir, nun für uns Kaffee zu machen. Ich lege gerade das Baby zurück ins Bettchen, da höre ich Albert Einstein mit bestimmenden Befehlston brüllen. Und es war nicht die Relativitätstheorie. Okay, jetzt wusste ich, der Hund hat die Windel nicht fallen lassen. So schnell kommt ein wankender Pirat also auf Betriebstemperatur. Den Trick muss ich mir merken. Die verbotene Beute hat der kleine Frechdachs verbotenerweise auf die verbotene Couch geschleppt, wie man sieht.

Es ist 6.40 Uhr.

Alle sind im Wohnzimmer, bis auf das Baby. Es schläft noch genüsslich. Und Hund Nummer 2 fiepst. Schon wieder. Achja, die Pinkelunterbrechung vorhin. Diesmal ist sie wählerischer. Denn „ihre eigentliche Pinkelzone“ ist ja der Garten. Im Vorgarten macht schließlich der Andere. Und dann kann man da nicht mehr. Also, runter in den Garten. Trotz absoluter Vollstandsanzeige braucht die Madame circa sieben Minuten um den wirklich idealen Grashalm zu finden. Nur doof, dass es heute morgen regnet. In freudiger Erwartung des Frühstücks-Napfes läuft Hund nach verrichteter Morgentoilette schnurschtracks an mir vorbei rein. Aber wir wollten doch Pfoten abputzen… Na gut, Putzen wir später hält die Treppe. Und wo wir schon dabei sind, auch das Wohnzimmer. Die Couch. Wegen der Windel. Ihr versteht.

Als ich wieder nach oben komme, erwartet mich ein freundlich lachendes Baby mit seinem heldenhaft dreinschauenden Papa. Ho, Piraten, Ho! Auch er will für das Anziehen des Kindes, der Rückeroberunh der Windel und den für mich vorbereiteten Kaffee gelobt werden. Während ich diesen genüsslich trinke, denke ich mir, dass wir eigentlich ganz schön bescheuert sind…
Bescheuert, weil wir es genau so und nicht anders lieben. Es ist ja nicht jeder Morgen so. Nur jeder Zweite. Hoffentlich.

Die Person hinter den Geschichten? Wer steckt dahinter?

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