Wenn Mama Zeit für sich möchte, dann passiert Folgendes:

Meine Tochter, dreieinhalb Monate, gähnt am Frühstückstisch nach 11 Stunden Schlaf. Na gut, denke ich mir. Die gestrige Impfung bei der U4 wirkt natürlich noch in ihrem Körper. Trotzdem leistet sie mir weiterhin gut gelaunt Gesellschaft, schaut meinem Frühstück begeistert nach, bis es in meinem Mund verschwindet und brabbelt ohne Ende.
Frühstück fertig, kurz Küche aufräumen. Dann geht es hoch mit der Maus. Ich lege sie in ihr Bett, ziehe das Mobile auf und räume dann etwa 10 Minuten die obere Etage auf. Die Zeit, die sie zum Einschlafen braucht und mir danach eine wunderbare Dusche und kostbare 20 Minuten für mich (!!!) garantiert. Wenn Mama Zeit für sich möchte…

Heute sollte alles anders sein.

Ich räume also oben, bringe Klamotten von A nach B, mache die Betten, lüfte, und und und. Nach einem Blick in das Kinderzimmer – Yiha, Madame schläft.

Ich stehe unter der Dusche. Dieser Moment, wenn Du die Augen schließt und das Wasser über Dich fließen lässt. Nur bei Dir, Kraft tanken für den Tag. Da kam dieses Brüllen, es wurde immer lauter. Mist, Dusche aus. Ich horche. Nach 10 Sekunden war es mir klar. Du musst hier raus. Kein kleines Weinen, nein, ein Brüllen.

Ich tippelte also aus dem Bad, rein ins Kinderzimmer.

Redete ruhig auf die Kleine ein und merkte dann, verdammt! Ganz schön kalt so ohne Handtuch. Aber naja, jetzt stehst Du schon mal hier, gibst Du der Maus kurz den Schnuller und dann geht es bestimmt besser. Ich greife hinter mich, dort, wo er in der Regel liegt. Und fasse ins Leere. Drehe mich um, während ich mit sanfter Stimme weiterspreche. Achja, denke ich. Toll, Du hast ja gerade aufgeräumt und die Schnuller zum Desinfizieren in die Küche geräumt.

Der Weg nach unten war noch nie so lang.

Noch nie so kalt. Ich entdeckte den Schnuller, so unschuldig lag er da in der Küche und winkte mir zu. Als ich wieder nach oben ging kam mir ein übler Duft in die Nase. Na super, Problem gelöst. Mausi schrie nicht mehr, war also ein doofer Pups.

Ja ne, is klar! Als ich meine geliebte Tochter da so erblickte, auf dem Bett liegend und mich angrinsend. Puh! Aus dem gedachten Pups wurde ein Schiss. So ein richtiger. So ein: Hose-Oberteil-Bettlaken-alles-ist-gelb-Schiss. Also ab auf die Wickelkommode, Kind ausziehen und waschen. Im Bad. Mausi gluckste und lachte dabei, zog an meinen nassen Haaren und hatte Spaß. Na wenigstens eine von uns, dachte ich.

Gewaschen, angezogen, Bett beziehen.

Mausi gähnte. Noch in meinem Arm schlief sie ein. Ohne Schnuller. Der winkte wieder einsam von seinem Stammplatz.

Ich legte sie ab, stand vor dem Bettchen. Und lachte. Wirklich laut. Inzwischen war ich trocken. Nur meine Haare nicht. Und meine Augen nicht. Ich hatte Tränen in den Augen, vor Lachen.

Wenn Mama Zeit für sich möchte… Auf dem Weg zurück ins Bad freute ich mich auf die warme Dusche. Und lachte innerlich immer noch.

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