Das Bild zeigt es doch eher auf die humoristische Art und Weise…

Mit Kindern ändert sich so einiges. Eben auch das Ausschlafen oder gar Durchschlafen können. Da ist erst mal nicht dran zu denken, aber hey – Gewöhnungssache. Manchmal frage ich mich sogar nachts, welche Uhrzeit ich wohl noch nicht auf meinem Wecker gelesen habe. Vielen Dank an dieser Stelle an das tolle Hormon Oxytocin. Du hast mir nicht nur bei der Geburt geholfen, sondern auch beim Stillen und lässt mich jetzt als frischgebackene Mama auch noch stressresistenter sein. Wenn ich wieder kann, also wenn ich nicht mehr stille und somit erneut im Club der (außer-)gewöhnlichen Trinkerinnen aufgenommen werde, stoße ich erst einmal auf Dich an. Aber das ist wieder ein anderes Thema. Also fangen wir mal ganz von vorne an – die Prioritäten im Wechsel.

“Wir” sind schwanger…

Die freudige Nachricht der Schwangerschaft überwog bei uns die ersten Wochen, vielleicht sogar Monate. Ganz genau kann ich mich da ehrlich gesagt nicht mehr dran erinnern. Denn obwohl wir zusammen und jeder für sich in dieser aufregenden Zeit ganz viel ganz bewusst gemacht haben, ist manches einfach nicht mehr so präsent. Vielleicht, weil die aufregende Zeit nicht vorbei ist. Ganz im Gegenteil. Der Tag mit Kindern ist immer aufregend, wirklich jeder einzelne. Und manchmal, in so Momenten wie jetzt gerade, da wünsche ich mir sogar ein bisschen mehr Langeweile in unserem Leben. Aber nur jetzt, wenn ich aktiv darüber nachdenke. Und dann, keine zehn Sekunden später, schüttele ich innerlich mit dem Kopf, muss sogar schmunzeln und möchte keinen Tag anders haben, als er momentan läuft.

Wir waren also an dem Punkt, an dem wir uns gemeinsam Gedanken über die Zukunft gemacht haben.

Wie läuft das alles so mit Kind, fragten wir uns gegenseitig. Ich mit einem dicken Bauch, meist etwas zu essen oder zu trinken in der Hand. Er, meinen dicken Bauch streichelnd und lachend, weil ich meist etwas zu essen oder zu trinken in der Hand hatte. Und dann ging es los. Wer kann wie, was zum zukünftigen Familienleben beitragen? Wie läuft das mit dem Geld? Wer übernimmt die Wäsche, den Haushalt, das Kochen? Und Moment, bei dem ganzen Trubel – wann haben wir eigentlich Zeit für uns? Und wo ist die Zeit für mich? Und er, ja stimmt, er braucht ja auch Zeit für sich. Also haben wir all unsere bisherigen Prioritäten mal in den Sack geworfen und haben ganz kräftig geschüttelt. Denn eins ist ja wohl klar: Mit Kind ändert sich alles. Und das soll auch so sein – dafür haben wir uns schließlich ganz bewusst entschieden und es uns von Herzen gewünscht.

Aber mal ganz ehrlich… Theorie ist das eine.

Denn dann kam die Praxis. Und die ist echt hart. Da kann man Planen, Überlegen, Organisieren wie man will. Es kommt doch immer ganz anders und gerade die erste Zeit in neuer Konstellation ist verdammt anstrengend. Auch wenn das Schöne meistens überwiegt. Am meisten habe ich diesen Wechsel der Prioritäten übrigens an der Paarzeit gemerkt. Die Zeit zu zweit, das gemeinsame Kuscheln am Morgen, das Essen gehen, das Bierchen am Abend in Ruhe auf dem Balkon – die Zeit zu zweit wird am Anfang einfach sehr, sehr knapp. Klar, wussten wir das auch vorher. Aber die Erfahrung dann zu machen und den Alltag zusammen zu meistern, ist noch mal ein anderes Gefühl.

Das Durchhaltevermögen zahlt sich aus…

Ich weiß noch, dass wir in den ersten Monaten zum Beispiel gar nicht auswärts essen gegangen sind. Wie auch, unsere Kleine wollte anfangs abends dauergestillt werden. Gemeinsames Kuscheln am Morgen ebenfalls Fehlanzeige. Aber das Bierchen am Abend auf dem Balkon, das lassen wir uns nach wie vor nicht nehmen. Bei mir ist das zwar noch ein Alkoholfreies, aber es ist Zeit zu zweit, die wir uns aktiv nehmen. An vielen Abenden. Nicht an allen. Denn manchmal waren und sind wir einfach platt, müde, kaputt. Häufig war das in Vergangenheit übrigens versetzt voneinander so. Großes Kino. Aber – und ja, dieses aber musste kommen – es geht vorbei. In unserem Falle so ziemlich genau nach drei Monaten. Da hatte sich irgendwie alles eingespielt. Jeder hatte seinen Rhythmus und wir hatten zusammen einen. Und so haben wir angefangen, Zeit für Familie, Zeit für jeden von uns allein und uns Zeit als Paar einzuräumen. Und ich glaube, das ist ganz, ganz wichtig.

Wer möchte schließlich das Gefühl haben, ständig zurück stecken zu müssen?

Natürlich gibt es Tage, da fühle ich mich abends einfach platt. Weil nichts so lief, wie es sollte. Weil ich in allem zu ungeduldig war. Wie das halt so ist. Nicht jeder Tag ist gleich, wir sind alle nur Menschen. Dann bin ich sogar abends zu faul, die Zeit, die ich dann für mich selbst hätte, zu nutzen. Aber zum Glück kommt das nur noch selten vor. Und auch muss ich mich daran erinnern, dass der Tag meines Partners ähnlich gelaufen sein könnte. Schlechte Laune auf den anderen projizieren ist also nicht drin. Haben wir uns fest vorgenommen und klappt auch meistens.

Der Wechsel der Prioritäten hat unser Leben zwar zu Beginn auf den Kopf gestellt, aber wir haben nach einiger Zeit der Eingewöhnung viel daraus gelernt. Als Familie. Jeder für sich. Und das können wir nun unserer Tochter schenken, Ruhe und Gelassenheit. Liebe. Weil wir niemals das Gefühl haben, für sie zurückstecken zu müssen. Wir laufen unserem alten Leben nicht hinterher, sondern sehen es heute als Bereicherung. Nicht als Ballast. Sie ist unsere Herzensangelegenheit. Und wenn wir mal wieder das Gefühl haben, die Decke fällt uns auf den Kopf, dann muss das frühzeitig kommuniziert werden. Denn eins ist ja wohl klar: Noch schlimmer als das Nicht-Akzeptieren vom Wechsel der Prioritäten sind Erwartungshaltungen, die nicht kommuniziert und nicht erfüllt werden (können)…

Die Person hinter den Geschichten? -> Wer steckt dahinter?

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