Das große Los…

Meiner Meinung nach zieht die Familie das große Los, wenn Kinder die Möglichkeit haben, mit Haustieren aufzuwachsen. Im Folgenden konzentriere ich mich ausschließlich auf Ausführungen zum Thema Baby und Hund, zu anderen Tieren und ihren Verhaltensweisen kann ich nicht aus Erfahrung sprechen.

Ein Zusammenleben mit Hunden kann sich, wenn es denn richtig gestaltet wird, positiv auf das Sozialverhalten und das Verantwortungsbewusstsein der Kinder auswirken. Auch das Allergierisiko beim Menschen sinkt laut Studien und hey – auch für ein kleines Kind kann ein Vierbeiner schließlich der beste Freund werden. Eigentlich schon genug Gründe, einen Hund in das Familienleben zu integrieren beziehungsweise keinen Bammel davor zu haben, wenn ein Baby geboren wird und bereits ein Hund in der Familie lebt. Folgende Tipps können Familien helfen, mit der neuen Situation zurecht zu kommen und sowohl Hund als auch Baby/ Kleinkind zu stützen und zu schützen. Dabei sei anzumerken, dass diese Tipps kein Patentrezept beinhalten. Auch Hunde oder Kinder mit traumatischen Erfahrungen sind von solchen Tipps gesondert zu betrachten. Hier erweist sich die Zusammenarbeit mit einem multiprofessionellen Team sicherlich als empfehlenswert.

Vor und nach dem Baby stets ein Hund

Als ich schwanger wurde hatten wir bereits eine 3 Jahre alte Hündin. Und dann, so wollte es wohl das Schicksal oder der Zufall (je nachdem an was man so glaubt), „lief“ uns drei Wochen nach der Geburt unserer Tochter ein Welpe zu. Der Neffe unserer Leonberger-Hündin. Wir haben also beide Möglichkeiten erprobt: es lebte ein erwachsener Hund in unserem Haushalt UND wir bekamen noch einen Welpen dazu. Wir haben demnach beide Konstellationen durch! Und auch, wenn uns ein mancher am Anfang nicht verstanden hat… ich meine, drei Wochen altes Baby und dann noch einen Welpen? Soll ja schließlich nicht langweilig werden! Nein, im ernst. Unsere Tochter war wirklich von Anfang an ein sehr entspanntes und pflegeleichtes Kind, sonst hätten wir uns diese Konstellation nicht zugetraut. Wir würden es dennoch wieder so machen, auch wenn die ersten Wochen mehr als spannend waren. Schlafen können wir ja auch noch in ein paar Jahren, wenn alle trocken sind… Also los geht’s mit “unseren” 5 erfolgreichen Tipps für ein harmonisches Zusammenleben von Baby/ Kleinkind und Hunden:

Tipp 1 – Zeit nehmen und Zeit geben

Zeit ist ein großer und wichtiger Faktor in der neuen Beziehung zwischen Kind und Hund und steht daher auch auf meiner Liste ganz oben.

Das Baby wird in eine helle und laute Welt geboren, muss sich nach und nach mithilfe der Eltern zurecht finden. Da ist klar, dass der kleine Wurm erst langsam begreift, wer noch neben Mama und Papa so im Haus rumturnt. Bei unserer Tochter fing das bewusste Wahrnehmen der Vierbeiner mit etwa acht Wochen an. Sie beobachtete die Fellnasen ab diesem Zeitpunkt gezielt. Der Hund nimmt das Baby/ Kind natürlich viel schneller war, da ist jemand „Neues“. Er will es beschnuppern, anschauen und vielleicht sogar ablecken. Wir haben das mehr oder weniger zugelassen. Für uns gab es nur eine Grenze bei diesem Herantasten: Im Gesicht und an den Händen wird nicht geleckt. Aber sowas muss jede Familie für sich entscheiden, was zu viel und was okay ist. Schnell mussten wir allerdings feststellen, dass kleine Babysöckchen sowieso viel besser als alles andere riechen. Und Windeln sind der Hit. Natürlich die Gebrauchten. Die ist mir irgendwie neulich mal vom Wickeltisch gefallen und der Hund war schneller, zum Glück war nicht viel drin. Zum Haare raufen…

Aber im ernst: Dem Hund also Zeit geben, sich an den neuen Geruch, an die neuen Geräusche (das Weinen des Babys kann auch Hunde stressen!!!) und die Dinge, die das Baby mitbringt, zu gewöhnen, ist wirklich super wichtig. Wir haben beispielsweise schon zwei Monate vor der Geburt unserer Tochter den Kinderwagen im Wohnzimmer stehen gehabt, sind immer mal wieder Runden mit unserer Hündin durch das Zimmer gerauscht, sind ihr auch mal bewusst über die Pfoten gefahren. Warum? Weil sie sich an dem Kinderwagen orientieren muss, nicht andersrum. Auch der Babystuhl wurde vom Papa bereits viele Wochen vor der Geburt aufgebaut und stand mit am Esstisch. In das zukünftige Kinderzimmer durfte unsere Hündin von Anfang an hinein, schaute uns beim Aufbauen der Möbel und Einrichten zu. Sie war auch schon vorher in diesem Zimmer und hätte es sicherlich als Bestrafung gesehen, dies nicht mehr zu dürfen. Inzwischen haben wir übrigens ein Gitter in die Tür geklemmt. So können wir sicherstellen, dass die Hunde nicht ohne unser Wissen ins Kinderzimmer gehen. Schließlich liegt unsere Tochter dort auch mal auf der Krabbeldecke auf dem Boden, dann haben die Hunde an diesem Ort ohne unser Beisein nichts zu suchen.

Tipp 2 – Keine Eifersucht entstehen lassen

Bedeutet: Die Kuschelzeit darf nicht fehlen.

Auch, wenn uns manchmal vielleicht gar nicht danach ist. Den Vierbeiner würde es sicherlich sehr traurig machen, wenn er aufeinmal nicht mehr gestreichelt würde und gleichzeitig sieht, dass ein anderes Wesen die ganze Aufmerksamkeit bekommt. Also: Hunde zum Beispiel in den Schlafenszeiten vom Baby streicheln oder mit ihnen sprechen, wenn man mit dem Baby spielen. Ich eezähle unser Tochter auch manchmal von den Hunden, was sie zum Beispiel gerade tun und zeige es ihr, nenne dabei mehrmals am Tag deren Namen. Diese Zuneigung kriegen unsere “besten Freunde” ganz bestimmt mit, denn sie wedeln dann häufig noch aufgeregter mit dem Schwanz. Wir haben übrigens von Anfang an auch mit Baby auf dem Arm die Hunde gestreichelt. So haben wir Ihnen signalisiert, dass sie auch Zuneigung bekommen, wenn das Baby anwesend ist und nicht nur, wenn es schläft. Generell durften die Hunde dann auch überall mit dabei sein. Nur im Bad war es tabu. Sie dürfen nach wie vor mit ins Kinderzimmer, schauen beim Wickeln zu oder begrüßen die Kleine morgens mit mir zusammen, wenn sie sich durch das Babyphone meldet.

Der damals Welpe, jetzt Junghund, war zu Beginn beim Stillen etwas aufdringlich. Er wollte dann ganz nah dabei sein, hat sich aufgedrängt. Er legte sich dann ganz dicht an mich auf die Couch, blieb aber auf “seiner” rechten Seite und weiß genau, wo “sein” Bereich endet. Inzwischen hat sich der Rüde daran (und damit meine ich den Milchgeruch, der von mir ausgeht – auch er ist ein Säugetier und hat bis vor wenigen Wochen von seiner Mutter Milch bekommen!) gewöhnt, liegt manchmal bei uns und manchmal auch nicht. Aber wenn es mir zu bunt wird, dann kann ich ihn auch mal von der Couch „schmeißen“, ohne das er es direkt als Angriff sieht. Die Aufmerksamkeit gilt also weiterhin allen Bewohnern im Haus. Natürlich ist das nicht einfach und an manchen Tagen sogar wirklich schwer, sich so zu teilen. Aber das Jammern hilft nicht, wir haben uns schließlich aktiv für Kind und Hund(e) entschieden. Und dann soll auch niemand darunter leiden.

Tipp 3 – Jeder hat hier seinen Bereich

Das gilt für Kind und Hund!

Wir möchten zum Beispiel nicht, dass unsere Tochter zu den Hunden ins Körbchen geht, sie beim Fressen stört oder später mal dazwischen rennt, wenn die Vierbeiner miteinander spielen. Sie soll ihnen außerdem nicht nach laufen, wenn sie sich zurückziehen. Wenn die Hunde signalisieren, jetzt nicht gestreichelt werden zu wollen, muss sie das akzeptieren. Aber genau so müssen auch die Hunde verstehen, dass es Bereiche gibt, in denen sie nichts zu suchen haben. Beim Baden, im Bett, am Essenstisch. Auch später, wenn unsere Tochter einmal Besuch von anderen Kindern hat, wird dies eine Tabuzone für die Hunde sein. Kinder machen nunmal hektische Bewegungen, die auch den ruhigsten Hund manchmal erschrecken können. Wichtig ist also, dass sowohl Hunde als auch Kinder verstehen, dass jeder seine Rückzugsbereiche hat und diese von allen eingehalten werden sollten. Und trotzdem wird es immer wieder Grenzbereiche geben, die wir dann neu ordnen müssen. Neulich zum Beispiel wollte der Junghund glatt den gerade frisch gekochten Babybrei vom Tisch holen, zum Glück war ich schnell genug. Ruhe behalten – dann klappt es auch mit Baby und Hund.

Tipp 4 – Den Alltag gemeinsam meistern

Natürlich ändert sich mit der Geburt eines Kindes auch der komplette Alltag des Hundes. Zum Beispiel ist es in der Nacht lauter und Frauchen/ Herrchen haben nicht immer tagsüber Zeit. Umso wichtiger ist es, bekannte Rituale weiter laufen zu lassen. Die großen Spaziergänge am Mittag mache ich also gerne auch mit Hunden und Kind zusammen. Meine Tochter habe ich dann in einer Babytrage. Natürlich geht das nur, wenn die Hunde gut hören und nicht in alle Richtungen ziehen. Aber das haben wir intensiv geübt und sind nach wie vor jeden Tag im Training. Sie wissen, dass der Spaziergang nicht so ratz fatz “rein ins Auto – raus aus dem Auto – rein in den Wald” läuft. Nein, bis wir alle im Auto sind dauert es eben etwa 10 Minuten. Zu Beginn übrigens viel länger, da mussten wir uns erst einmal einspielen.

Auch hier hat die Zeit einen wichtigen Faktor eingenommen. Am Anfang habe ich mich sehr gestresst und das wirkte sich automatisch auf Hunde und Baby aus. Jetzt sehe ich alles gelassener, kenne die Handgriffe und auch meine „Pappenheimer“. In der Ruhe liegt die Kraft, vor allem mit Baby und Hunden. Ja wirklich. Manchmal hat die Kleine geschrien, wenn ich sie in die Trage gepackt habe und der Welpe hat gleichzeitig beim ungeduldigen Warten den Kofferraum auseinander genommen. Shit happens! Einen gemeinsamen Alltag zu finden ist nicht leicht, aber die Energie lohnt sich. Alle genießen es, wenn wir die Ordnung vorgeben. Meine Tochter ist jetzt mit 5 Monaten eine tolle Waldläuferin, brabbelt mir das Ohr ab und ist ganz fasziniert von den Bäumen über ihr. Irgendwann schläft sie ein, obwohl ich Kommandos an die Hunde verteile und absolut nicht leise dabei bin. Und auch nicht sein kann. Das gilt übrigens für jedes Wetter, wir waren natürlich auch im Winter zusammen unterwegs. Nur bei Sturm und Regen überlege ich es mir dann zweimal…

Tipp 5 – Körpersignale deuten/ Nicht alleine lassen

Und der letzte Tipp, der umfasst noch einmal einige Dinge, die ich schon vorher angedeutet hatte, die aber noch mal getrennt genannt werden müssen. So sehr wir unseren Hunden auch vertrauen, so sehr wir sie auch kennen – sie sind Tiere. Daher gilt für uns: Niemals das Baby mit den Hunden alleine lassen. Schon gar nicht den Junghund. Der macht dafür einfach noch viel zu viel Spiel aus allem. Und bestimmt wollen sie der Kleinen niemals etwas tun, aber ein Spiel für den Hund kann lebensgefährlich für das Baby/ Kleinkind sein! Und was uns noch ganz wichtig ist, wir versuchen stets die Körpersignale unserer Tochter und auch der Fellnasen zu deuten. Falls einer der Drei signalisiert, etwas nicht zu wollen, wird das ohne Diskussion akzeptiert!

So klappt es mit Baby & Hund

Das waren sie also, unsere fünf wichtigsten Tipps für ein harmonisches Zusammenleben mit Baby und Hund. Bei alldem ist natürlich auch wichtig, welche Stimmung Mama und Papa/ Frauchen und Herrchen haben – denn das überträgt sich immer auf die Hunde und das Baby. Wir versuchen also stets mit viel Geduld an die Sache zu gehen, aber das funktioniert natürlich nicht immer. Wir sind ja auch nur Menschen.

Dennoch können wir nun nach fünf Monaten zu fünft sagen, dass es meist sehr harmonisch zugeht. Meistens. Denn wenn was schief läuft, dann alles. Dann geht es manchmal, ganz platt gesagt, nur um Kacken, Pinkeln und Fressen. Aber naja, das gehört auch dazu. Viel wichtiger sind allerdings die Momente, in denen unsere Tochter begeistert den Hunden beim Spiel zusieht, sie mit uns gemeinsam streichelt oder die Vierbeiner sich um Geräusche und Laute von ihr freuen. Spannend wird es dann, wenn das kleine Mädchen mal anfängt zu laufen. Langweilig wird es bei uns sicherlich nie…

Die Person hinter den Geschichten? ->https://www.mutternetz.de/wer-steckt-dahinter

Und hier übrigens die Studie zum Allergierisiko, von der ich am Anfang sprach: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/zehn-jahres-studie-hunde-schuetzen-kinder-vor-allergien-a-550458.html